Der Goldschatz von Trier - Teil 1
Entdeckung und Bergung
Bei Bauarbeiten für ein Parkdeck kam am 9.9.1993 in der Trierer Feldstraße der größte bisher bekannte Schatzfund von Aurei der römischen Kaiserzeit mit mehr als 2570 Goldmünzen zutage. Der Fundort lag in den westlichen Vierteln der Stadt, einem Bereich, in dem schon wiederholt wertvolle Funde entdeckt werden konnten, wie z. B. ein Depot von 49 reich verzierten Silbergefäßen mit einem Gewicht von über 250 Pfund (1628) oder im Jahre 1992 eine große, teilweise vergoldete Silberkanne, die in den Bildflächen unter anderem Apostelfiguren mit Nimbus zeigt. Im Rahmen der Ausschachtungsarbeiten für das 80x35 m große Parkdeck konnte der südliche Teil einer Insula mit der südlichen und westlichen Straßenbegrenzung freigelegt werden. Die Insula zeigte eine dichte Wohnbebauung des 2. – 4. Jahrhunderts mit Hofflächen, verzweigten Kelleranlagen und mehrere Brunnen. Besondere Aufmerksamkeit verdiente ein im Grundriss L- oder U-förmiger Keller, der den Teil eines mehr als 30 m langen Kellersystems bildete und ursprünglich mit einer Balkendecke versehen war, die im Zuge von Umbauten im 3. oder 4. Jahrhundert durch eine stabile Tonneneinwölbung ersetzt wurde.
Anfang September 1993 wurde diese relativ gut erhaltene Kelleranlage, da sie im Bereich der Zufahrt des Parkhauses lag, weitgehend abgetragen. Am 9. September mussten dann aus statischen Gründen im Bereich der noch verbliebenen Kellerreste weitere Ausschachtungen vorgenommen werden. Unbemerkt von den beteiligen Bauarbeitern und den Mitarbeitern des Museums, die mit einem unmittelbar danebengelegenen Brunnen beschäftigt waren, wurde dabei am frühen Nachmittag von der Baggerschaufel etwa 50 cm unter der Kellersohle, im hellbraunen Schwemmsand der Mosel, ein etwa 25 cm hohes, bauchiges, randvoll mit Goldmünzen gefülltes Bronzegefäß mit verschließbarem Deckel auseinandergerissen. Der Aushub gelangte in der Folge an zwei verschiedene Stellen. Eine kleinere Wagenladung wurde am Rande der Baugrube, die größere an einem Berghotel auf der gegenüberliegenden Moselseite zur Herrichtung eines Parkplatzes abgekippt. An beiden Stellen stießen Freizeitsucher am späten Nachmittag auf etwa 110 bzw. mehr als 310 römische Goldmünzen. Gegen Abend entdeckte Herr Erich Eixner in der Baugrube selbst das Unterteil des Bronzegefäßes mit 560 Aurei und etwas davon entfernt, aus ihrer ursprünglichen Lage verschoben, weitere 1532 Goldmünzen. Den Verfasser setzte er von dem Fund am späten Abend in Kenntnis, wobei er die nicht sofort erfolgte Benachrichtigung des Museums mit der Abwesenheit des Verfassers, der auf einem Kolloquium weilte, und die eigenmächtige Bergung mit der Befürchtung der Entdeckung des Schatzes durch Dritte (was nicht ausgeschlossen werden kann) entschuldigte. Zudem ging er davon aus, daß die für den kommenden Morgen geplante Betoneinfüllung den Verlust des in seinem Volumen noch unbekannten Schatzes bedeutet hätte. Dennoch sollte die unverzügliche Ablieferung der rund 2100 Aurei durch Herrn Eixner als vorbildlich herausgestellt werden. Innerhalb der folgenden 14 Tage konnten insgesamt 2577 Aurei wieder zusammengetragen werden. Sie waren inzwischen bereits auf 19 Personen verteilt, obwohl nur neun Sucher an ihrer Auffindung beteiligt waren. Knapp 50 Goldmünzen, deren Bestimmungen teilweise vorliegen, scheinen nach den letzten Recherchen in private Hände gelangt zu sein. Damit dürften rund 98% des Schatzes erfasst worden sein. Größere Verluste lässt das Volumen des Schatzfundgefäßes auch kaum zu.
Wir müssen also von einem Schatzfund von rund 2570 Aurei mit einem Gesamtgewicht von 18,5 kg ausgehen. Damit ist er bei weitem der umfangreichste Aureusschatz der römischen Kaiserzeit, der je gefunden wurde. Zu den größten bislang bekannten Goldschätzen zählen ein Fund aus Paris (1860) mit 1600 Aurei, aus Mespelaer in Belgien (1602) mit etwa 1600 Aurei und aus Santiponce in Spanien (1398) mit ,,an 1500 oder gar 2000 Aurei. Der größte bekannte Schatz aus Deutschland kam genau 300 Jahre vor dem neuen Trierer Fund zutage und umfasste 588 Aurei, von denen heute noch 463 erhalten sind. Diesen Umstand verdanken wir der Tatsache, dass die Münzen dem Trierer Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck (1676 – 1711) zufielen, der sie zwischen 1695 und 1709 in acht Goldgefäße einarbeiten ließ. Möglicherweise gehörten auch einige Münzen des im Jahre 1732 für den Trierer Domdechanten Karl Kaspar Emmerich von Quadt angefertigten Pokals und Tellers zu jenem Schatz. Dieser Pokal bildete mit dem Teller bislang neben dem 1909 in der Leostraße von Trier entdeckten Schatzfund, der mit24 Aurei, also weniger als 1/100 des neuen Fundes, der größte antike Trierer Goldfund war, die Prunkstücke des Trierer Münzkabinetts.
Zusammensetzung
Die im neuen Schatzfund enthaltenen Aurei erreichen in der Regel ein Gewicht von 7,27 g (= 1/45 des römischen Pfundes) und weisen einen sehr hohen Goldgehalt (ca. 980/1000) auf. Insgesamt sind 29 verschiedene Kaiser, Kaiserinnen oder Verwandte des Kaiserhauses auf den Münzen abgebildet (Abb. 2). 96 % der Aurei sind in der Münzstätte Rom, 4 % in Lyon geprägt. Letztere gehören ausnahmslos der Regierungszeit des Vespasian (69 – 79) an, in der sie ein knappes Viertel erreichen.
Die ältesten Prägungen bilden zwei Aurei des Nero, die noch nach einem älteren schwereren Münzfuß (1/43 des römischen Pfundes = 7,61 g) in den Jahren 63/64 n. Chr. geschlagen worden waren. Die jüngsten Aurei wurden unter Septimius Severus zwischen 193 und 196 geprägt. Auffallend bei der Zusammensetzung des Schatzes sind die hohen Anteile früher Prägungen. So umfassen die Münzen des Nero (63/4 – 68), Vespasian (69 – 79) und Titus (79 – 81), obwohl sie einen Prägezeitraum von nur 77 Jahren umfassen, zusammen 71,5 % des Gesamtbestandes. Das massenhafte Auftreten der jüngeren Neromünzen (insgesamt 867) ist vor allem damit zu erklären, dass man nach der Münzreform des Jahres 64 n. Chr. die Ausprägung der nach dem neuen leichteren Münzfuß geschlagenen Aurei erheblich steigerte, um gleichzeitig die älteren schwereren Gepräge einziehen zu können.
_________________ mit freundlichen GrüßenIVSTVS____________________ http://www.muenzfreunde-trier.de/http://www.muenz-board.com/Veröffentlichungen & Aufsätze____________________ Was auch immer du tust, tue es weise und bedenke das Ende.
Zuletzt geändert von justus am 5. Mai 2010, 01:47, insgesamt 1-mal geändert.
|