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Früheste Münzen in Österreich
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Autor:  harald [ 6. Sep 2009, 14:57 ]
Betreff des Beitrags:  Früheste Münzen in Österreich

Hier möchte ich Euch einen kurzen Überblick über den Beginn der keltischen Münzprägung in Österreich
und einige historische Zusammenhänge nahebringen.

Die ersten Münzen, die im österreichischen Raum umgelaufen sind waren Prägungen der Boier.
In der Frühzeit war ihr Stammessitz in der Nähe von Prag, ihr Einfluß reichte aber bis ins nördliche Niederösterreich, dem Weinviertel und dem Marchfeld.

Zitate antiker Autoren:
Keltische Söldner begaben sich häufig in den Dienst makedonischer, ptolmäischer und seleukidischer Herrscher.
Auch Stätte wie Karthago oder Massalia warben keltische Söldner an (Polybios I 66-68, III41, 9)

Prägungen aus diesen Gebieten finden sich auch in Roseldorf und in großer Anzahl in Nemcice (Mähren)

Im Jahr 277 v. Chr. standen keltische Söldner im Dienst des Antigonos Gonatas und wurden mit makedonischem Geld entlohnt.
(Die Rückseiten seiner Tetradrachmen und die Averse der Goldmünzen von Alexander
waren Vorbild für die eigenen Goldprägungen der Boier.)

Zwischen 231 und 222v. Chr. warben die Insubrer und Boier der Gallia Cisalpina Söldner im Kampf gegen Rom an (Polybios II 22, If: II34, 1f)

Historischer Hintergrund:
Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Boier lag in Böhmen.
Im 4. Jh. v. Chr. wanderte ein Stammesteil nach Norditalien aus und vermischte sich dort mit den ansäßigen Etruskern und Umbriern.
Sie machten die etruskische Siedlung Felsina zu ihrem Hauptort (heute Bologna).

Etwa 270v. Chr. begannen die Boier den Stater mit der Nike- Rückseite von Alexander zu kopieren.

Untersuchungen an boischen Goldmünzen haben gezeigt, dass eine große Anzahl über Platinoideinschlüsse
(Osmium, Iridium) verfügt, wie man sie auch bei Stateren von Alexander findet,
welche aus persischem Beutegold geprägt wurden.
Nach Diodor betrug die Beute alleine in Susa 40000 Talente Gold und Silber,
wobei aus einem Talent Gold 3000 makedonische Statere geprägt werden konnten.

222v. Chr.: Rom erobert die Gallia Cisalpina (keltische Gebiete dies- und jenseits des Po).
Betroffen waren die Stämme der Boier und Insubrer.
Die Boier waren aus Gallien in die Poebene eingewandert.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt die etwa zwei Jahrzehnte andauernde Abwanderung der Boier
aus diesem Gebiet nach Norden.

218v. Chr. gelang es Hannibal bei seinem zweiten Feldzug gegen Rom einen Teil der in der Poebene lebenden keltischen Stämme an sich zu binden.

Die Boier haben als Kampfgenossen der Punier 202 v. Chr. den Krieg gegen Rom verloren.

193-190v. Chr. Abzug der letzten verbliebenen Boier aus der Poebene.
Nach ihrer Vertreibung aus Norditalien hat sich ein Stammesteil der Boier bei seiner Wanderung nach Norden in den böhmisch- mährischen Raum auch im Gebiet des niederösterreichischen Weinviertels niedergelassen.
Ein weiterer Stamm wanderte nach Norikum, Pannonien und Gallien aus.
Funde karthagischer Kupfermünzen in Kärnten, Roseldorf und Nemcice erinnern an diese Wanderung und deren Verlauf.

Im Fundmaterial von Roseldorf gibt es Nachweise keramischer Funde mit etruskischem Ursprung
und das sternförmige Beizeichen des in Roseldorf häufig gefundenen Leier- Stern Typs
könnte vermutlich von karthagischen Vorbildern ( SNG Copenhagen 185) beeinflusst sein.


(Fortsetzung folgt)

Grüße
Harald

Autor:  Klosterschueler [ 6. Sep 2009, 15:22 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Früheste Münzen in Österreich

Lieber Harald!

Ganz herzlichen Dank für Deine Ausführungen!

Klosterschüler

PS: Liebe Leser, ich werde diesen Beitrag später wieder einfernen, damit Harald's Thread nicht zerstückelt wird, mein Dank aber bleibt :)

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