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BeitragVerfasst: 17. Jan 2020, 18:23 
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Doktor

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Hallo Forum, mir ist aufgefallen, dass es zu dieser Marke bei Auktionen verschiedene Ortszuweisungen gibt und habe, da sich die Marke jetzt in meiner Sammlung befindet, recherchiert.

Die Entstehungsgeschichte des Kupferbergwerkes in Mühlbach am Hochkönig Herzogtum Salzburg 1827, lasse ich weg und beginne mit dem Vollbetrieb.

Bei der Berghauptmannschaft Hall in Tirol wurde die Kupfergewerkschaft mit der Bezeichnung „Mitterberger Kupfergewerkschaft“ 1855 eingetragen. Die Bezeichnung in den Zeitungen von ANNO war auch "Mitterberger Gewerkschaft" oder "Mitterberger Kupferbergbau Gewerkschaft". Das Land Salzburg befand sich im Amtsbezirk der k.k. Berghauptmannschaft zu Hall in Tirol, vermutlich der Grund, dass diese Marken der "Mitterberger Kupfergewerkschaft" in Mühlbach, viele Jahre Tirol zugeordnet waren.
Montan-Handbuch des österreichischen Kaiserthums, 1867, Seite 15.

https://books.google.at/books?redir_esc ... 22&f=false


Die Marken wurden vor 1868 geprägt, da sie bei Neumann Band 5 angeführt sind. 1861 ist das Jahr der Beförderung von Johann Pirchl zum Verwalter des Bergbauunternehmens. Vermutlich dienten die Marken als Beleg für die Lieferung von Kohle zur Schmelzhütte.
Die Schreibweise von Mühlbach war in den Zeitungen ab Wiederaufnahme des Kupferabbaus durch Zötl immer mit B für Bach, so vermute ich steht der Buchstabe P im Wappenschild der Marke für Pirchl dem Verwalter der Gewerkschaft, der auch für die Verrechnung der Kohlenlieferung zuständig gewesen sein wird.
Die Bedeutung der Buchstaben „MPH“ im Wappenschild der Marke könnte „Mühlbach-Pirchl-Hütte“ bedeuten, wenn die Marken nach 1861 dem Jahr der Beförderung von Pirchl zum Verwalter geprägt wurden.

Wenn dieses einfache Wappen nur eine künstlerische Dekoration der Marke ist, könnte die Krone vielleicht ein Symbol für Hochkönig sein?
Bild 1

Neumann schreibt Hammerwerk Mühlbach und nicht „Mitterberger Kupfergewerkschaft“ damit sind die zur Zerkleinerung der Erze benutzten Pochhämmer gemeint. Ich nehme an, dass dies eine Zeitgenössische Information an Neumann war. Die Schmelzhütte ging 1848 in Betrieb.
Anschließend wurde das zerkleinerte Erz zur Kupfergewinnung geröstet. Dazu wurden die Kohlen benötigt, die aber vorher von der Kohlenmine, später von der Bahnstation zur Hütte (Verhüttung) gebracht werden mussten. Die Verhüttungsarbeiten leitete Anton Khuen (Hüttenmeister). Da nur Marken für 3 und 4 Truhen bekannt sind, könnte dies die Menge gewesen sein, die pro Fahrt mit einem Pferdefuhrwerk transportiert wurde. Die Marken wurden demnach zirka zwischen 1848 und 1868 geprägt.
Bild 2

Die Salzburger Marken werden in zahlreichen Büchern beschrieben, die mir leider nicht bekannt sind. Daher kenne ich auch keine Argumente die gegen eine Zuweisung nach Salzburg sprechen. Es wäre für mich interessant wenn solche Argumente von Forumsteilnehmern angeführt würden.

Mit lieben Grüßen
markensammler


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BeitragVerfasst: 17. Jan 2020, 18:29 
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Doktor

Registriert: 4. Jan 2011, 22:15
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Die Abbildung der beschriebenen Marke, konnte nicht mehr an der richtigen Stelle platziert werden.


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BeitragVerfasst: 18. Jan 2020, 01:06 
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Ich habe die Beiträge in einem Thema vereint. - Dein Gedankengang zur Zuordnung der Marke nach Salzburg scheint mir schlüssig. Was die Interpretation der Inschrift anbelangt, sollte vielleicht beachtet werden, daß die Buchstaben M und P in Ligatur stehen. Hier noch ältere Literatur mit "Mühlpach": https://books.google.de/books?id=U2FEAQ ... ch&f=false
Dort wird die Numismatische Zeitung von 1850 als Beleg zitiert, was zu überprüfen wäre. Stimmt das Zitat, ist die Marke also vor 1850 entstanden.
Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 18. Jan 2020, 21:33 
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Doktor

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Danke für deine Antwort und den Hinweis auf dieses interessante Buch.

Ich konnte den Jahrgang 1850 der Thüringer numismatischen Zeitung und die Seite 160 finden. Es wird eine Anfrage um Zuordnung dieser „MPH-Marke“ beantwortet. Somit ist das Prägedatum, also vor 1850 anzusetzen. Damit ist meine Vermutung zu „Mühlbach Pirchl Hütte“ hinfällig.
Bleibt noch die Schreibweise, die Zeitungen von ANNO gehen noch viel weiter zurück als 1850, trotzdem habe ich keinen Treffer zu Mühlpach. Die angezeigten Treffer sind Mühlpächter und ähnliches.

Jetzt bring ich doch noch einen Absatz zum Beginn des Kupferabbaus:
Durch Zufall wurde 1827 ein aufgelassener historischer Bergbau am Mitterberg wiederentdeckt. Josef Zötl vom Eisenwerk Pillersee wurde darüber von einem Mineralien Sammler informiert und stellte erste bergmännische Untersuchungen an, diese führten zur Wiederaufnahme des Kupferabbaus durch Zötl in Mühlbach am Hochkönig.


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BeitragVerfasst: 25. Jan 2020, 18:09 
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Professor
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Servus markensammler,

über die Herkunft, bzw. Zuteilung dieser Marke gibt es doch noch einige Überlegungen anzustellen.
Ob hier Mühlbach am Hochkönig überhaupt in Frage kommt kann man hier nicht mit Sicherheit sagen.

Bei näherem Befassen mit dem Thema, ist mir einiges aufgefallen, das auf mich nicht ganz Stimmig wirkt.

zum einen die Maßeinheit "Truhe" (auch Truche, Trukla, Truhne, Trog usw.)
Laut Wikipedia und auch anderen Quellen ist die "Truhe" zwar ein Volumenmaß, wurde aber für Steinkohle vor allem im böhmischen und sächsischen Raum verwendet.
Als Menge für eine Beförderung mit einem Fuhrwerk wäre zudem die Menge von 3 bzw. 4 "Truhen" zu groß gewesen.
1 Truhe = 20 Füllfass, 1 Füllfass = 2 Scheffel
wenn man den Scheffel mit ca. 55 Kilogramm annimmt (mittlerer Wert), dann ergäbe eine "Truhe" das Gewicht von ca. 2200 Kilogramm. Das wäre dann eine reine Beladung von 6,6 bzw. 8.8 Tonnen je Fuhrwerk. Zudem hat man zu der Zeit, wie auch in dem Artikel über die Ausschreibung des Kokstransportes von Golling nach Mühlbach "nächst Bischofshofen" zu lesen ist, den Wiener Zentner (ca. 56 kg) als Maßeinheit verwendet.

weiters ist mir der Artikel über den Torfabbau am Pass Thurn aufgefallen. In diesem Artikel handelt es sich allerdings um den Ort Mühlbach bei Bramberg und nicht wie angenommen um Mühlbach am Höchkönig (auch Mühlbach bei Bischofshofen).

Dazu folgendes:

Der Torfabbau im Wasenmoos
Im Wasenmoos wurde Torf in zwei Phasen abgebaut: als Brenntorf von 1781 bis 1819 und für die Herstellung von Torfstreu von 1901 bis 1963.
In der ersten Abbauperiode wurde der Torf für das Kupfer-Vitriol-Sudwerk in der Kronau (Mühlbach bei Bramberg) gestochen. Der Bergbau und die weitere Verarbeitung im Sudwerk verbrauchten enorme Mengen an Holz, so dass schattseitig die Wälder „bis auf die Palfen“ abgeholzt waren. Wegen dieses Brennholzmangels griff man auf den Torf des Wasenmooses als Ersatzbrennstoff zurück.
Auf dem ca. sechs Kilometer langen „Waasenmoosweg“ wurde der Torf mit Tragtieren nach Mühlbach transportiert. 1783 „kam der Torfstecher Frauenschuh vom Flachland herein, den Torfstich in Angriff zu nehmen. Er siedelte sich in Dorf an. Sein Haus trägt heute noch den Namen Wasenhäusl vom Wasenstechen.“ Pro Jahr wurden ca. 450 m³ Brenntorf gewonnen.
Mit der Einstellung der Vitriolproduktion in Mühlbach – Grund dafür war Absatzmangel durch billige Konkurrenz aus Sizilien – endete auch die erste Torfstichphase im Wasenmoos.

http://www.mittersill.at/Naturdenkmal_Wasenmoos

Eine Verortung nach Tirol würde ich auch ausschließen, da sich bezüglich der Tiroler Abbaugebiete hier kein "Mühlbach" einordnen lässt, und sich diese Marken interessanterweise auch in den großen Tirolsammlungen (Enzenberg, Morosini) nicht finden lassen.

Über die tatsächliche Zuteilung bzw. Verortung dieser Marken gibt es noch einigen Diskussionsbedarf, der sicherlich noch einige spannende Fragen aufwirft.

_________________
Beste Grüße,
zwanzger

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BeitragVerfasst: 25. Jan 2020, 21:25 
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@zwanzger: da es die Marken zu drei oder vier Truhen nun mal gibt, müssen sie ja einen Sinn gehabt haben. Ich weiß nicht, wieviel so ein Fuhrwerk transportieren konnte, daß es über acht Tonnen waren, kommt mir auch nicht plausibel vor. Aber vielleicht fuhren ja immer mehrere in einer Kolonne? Oder es ging um Holzkohle? Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 26. Jan 2020, 10:14 
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Professor
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Beiträge: 241
Wohnort: aus dem "Land im Gebirge"
Servus KarlAntonMartini,

Welchen Zweck diese Marken hatten, weiß ich, wie gesagt, auch nicht.

Wenn es tatsächlich Transportmarken waren, würde ich bei größeren Mengen eher an den Wasserweg denken, zumal die Eisenbahn um 1850 noch in ihren Anfängen begriffen war……….

_________________
Beste Grüße,
zwanzger

Quaere et invenies


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BeitragVerfasst: 27. Jan 2020, 22:10 
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Doktor

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Beiträge: 101
Danke für eure Beiträge. Nachdem die Marke 1850 schon in Sammlerkreisen bekannt war, zweifle ich auch, dass sie von Mühlbach am Hochkönig stammt.
Die Maßeinheit für Truhe sollte man nicht so genau nehmen, ich habe eine Maß Bier in alten Kalendern recherchiert, da gab es in jeder Region andere Mengen.
Mir ist keine Marke für 1 Truhe Kohle bekannt und durch den Zeitungsartikel wohl viel später, bin ich auf die Idee mit den Pferdefuhren gekommen. Auch möchte ich auf die Möglichkeit von Holzkohle hinweisen.
In alten Karten von Bergbaugebieten habe ich nach Mühlpach gesucht, eine Bezeichnung Mühlpach habe ich gefunden, eine andere Schreibweise schließe ich aus, da Bäche und Orte mit Mühlbach eingetragen sind. Leider habe ich keinen weiteren Hinwies dazu finden können.

Guetrather Salzburg 1710, die Zeichen ober dem Ortsnamen Mühlbach symbolisieren die Erzabbaustoffe.
Auf der Karte von 1807 Streit Nummer 176 ist dieses Mühlpach unter Piesendorf noch eingezeichnet, aber mit Bach geschrieben.

Der Bergbaubetrieb von Mühlbach (nähe Bramberg, Hollersbach, im Brenntal) im Pinzgau war im 18. Jahrhundert bis zirka 1860 in Betrieb. Aus momentanen Blickpunkt wahrscheinlicher die Ausgabestelle der Marke.


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