KarlAntonMartini hat geschrieben:
MG hat diesen Thread ja eigentlich "erzwungen".
Liebe Freunde der Eisenbahn-Medaillen,
Dieser von KarlAntonMartini ins Leben gerufene Thread ist tatsächlich genau auf mich gemünzt. Leider hatte ich in den vergangenen Wochen und Monaten viel um die Ohren, so daß erst heute mein erstes Lebenszeichen zu dieser Thematik erfolgt.
Wir sehen hier eine Eisenbahnmedaille aus Belgisch Kongo.
Dateianhang:
ZRE_CFL 1952.jpg [ 207.14 KiB | 11328-mal betrachtet ]
Die “Chemins de Fer du Congo Superieur aux Grandes Lacs Africains (CFL)“ wurde am 4. Januar 1902 gegründet. Um den Zweck dieser Gesellschaft zu verstehen, muß man sich die geographische Situation in Belgisch Kongo zu dieser Zeit vor Augen führen. Dieses riesige Land (heute Demokratische Republik Kongo, zwischenzeitilch Zaire) besteht nahezu vollständig aus Urwald und widersetzt sich einer terrestrischen Infrastruktur aus Straße und Eisenbahn bis in die heutige Zeit. Damals wie jetzt war der Lauf des Kongo die Hauptverkehrsader von der Küste des Atlantiks bis ins Landesinnere. Dort sind vor allem die Kupfervorkommen in der Provinz Katanga von Interesse. Der Kongo spielt allerdings nicht immer mit. Ab und zu erlaubt er sich, seinen Lauf über Stromstellen und Katarakte zu führen, die von Schiffen nicht befahren werden können. Diese Lücken mit Hilfe von aus afrikanischer Sicht kurzen Eisenbahnabschnitten zu schließen, war das Ziel und die Aufgabe der “Chemins de Fer du Congo Superieur aux Grandes Lacs Africains“.
Zunächst ging es um den 125 km langen Abschnitt Stanleyville (heute Kisangani) bis Ponthierville (heute Ubundu) zur Umfahrung der Stanleyfälle. Diese Meterspurstrecke wurde schon 1902 angegangen und wenig später vollendet. Wer Einzelheiten dazu wissen möchte, kann das hier nachlesen:
http://www.digitalis.uni-koeln.de/Congo/congo8-15.pdfDas zweite Projekt der CFL betraf die immerhin 355 km kogoaufwärts lange Strecke von Kindu nach Kingolo/Kongolo, die später bis Kabalo erweitert wurde.
Die dritte Strecke, deren Bau unter die Aufsicht der CFL gestellt wurde, war eine Ost-West Querspange vom damaligen Albertville am Tanganjika-See (heute Kalemie) nach Kabalo auf einer Länge von 273 km.
Alle diese Strecken wurden auch gebaut und gehören heute zum Streckennetz der SNCC (Société Nationale des Chemins de fer du Congo). Welche Art von Schienenverkehr derzeit dort stattfindet (Güter- oder/und Personenzugverkehr), entzieht sich meiner Kenntnis.
Treibende Kraft hinter den Aktivitäten der kongolesischen CFL war Baron Édouard Louis Joseph Empain (1859 – 1929), der von Léopold II. 1907 geadelt wurde und auf dem Rv dargestellt ist. Er war ein belgischer Ingenieur, Industrieller, Banker, Amateur-Ägyptologe und nicht zuletzt Präsident der Eisenbahngesellschaft C.F.L. Außerdem entwickelte er mehrere Eisenbahnstrecken in Frankreich, darunter die Pariser Metro. Später errichtete er elektrische Eisenbahnen in ganz Europa, sowie in Afrika und China. Als Leiter der belgischen Waffenproduktion während des Ersten Weltkrieges wurde ihm der Rang eines Generals verliehen
http://en.wikipedia.org/wiki/Baron_EmpainDie Medaille aus Bronze wiegt 147,75 Gramm, mißt im Durchmesser 70,0 mm und hat über Rand eine Dicke von 6,0 mm (an der dicksten Stelle 7,0 mm). Die Randpunze “Fonson“, vermutlich J. Fonson, erscheint auf etlichen belgischen Medaillen. Auch die Prägung “R. Cliquet“ auf dem Rv deutet auf einen belgischen Medailleur hin, der sich auf verschiedenen Prägungen wiederfindet. Um wen es sich genau bei diesen beiden Personen handelt, kann möglicherweise ein Leser dieser Zeilen aufdecken.
Ebenso überfragt bin ich, um welchen Ort es sich bei der Landzunge mit Bahnanschluß und Hafenanlagen auf dem Av handelt. Irgendein Flußhafen am Kongo oder etwa Kalamie am Tanganjika-See? War irgendjemand schon einmal dort?
Ich hoffe, daß ich Euch mit diesem ausführlichen Text nicht zu sehr gequält habe. Wenn es genehm sein sollte, poste ich an dieser Stelle in Zukunft ab und an noch mal das ein oder andere Stück.
Euer MG
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Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen. Bringe den heutigen Tag zu Ende, dann kümmere Dich um den nächsten (afrikanisches Sprichwort)