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BeitragVerfasst: 3. Jan 2011, 22:20 
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Wirklicher Hofrat

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Hallo mal wieder an die Freunde der Medaille,

hier möchte ich in loser Folge eine kleine Serie von Medaillen vorstellen, die im seriösen Handel ohne Marktwert sind, d.h. sie sind nicht authentisch, sondern Nachgüsse aus der jüngeren (oder auch ferneren) Vergangenheit. Heutzutage würde man vermutlich gekennzeichnete Nachprägungen auf den Markt werfen. Im 19. Jh. nutzte man die damals vorhandenen Möglichkeiten und fertigte Güsse ... mehr oder weniger gelungen. Aus dieser Zeit stammen die Stücke, die ich hier zeigen möchte.

Authentisch oder nicht - diese Güsse sind historisch interessante „Schlagzeilen“ zu Ereignissen, welche die Zeitgenossen bewegten und die danach als Randnotiz der Geschichte verblaßten. Alle diese Medaillen kommen aus einer Sammlung von niederländischen Münzen und Medaillen und wurden mir geschenkt. Sie thematisieren die Regierungszeit von Wilhelm III. aus dem Haus Oranien-Nassau, König von England und Irland 1689 - 1702. Diese erste Medaille bezieht sich (vermutlich) auf die gemeinsame Krönung mit Maria Stuart im Jahr 1689.
Dateianhang:
1689_Security-an.jpg
1689_Security-an.jpg [ 98.47 KiB | 17473-mal betrachtet ]

Zitat:
William III. & Mary, Medaille o. J. (ca. 1689, jüngerer Guß 19. Jh. Gelbbronze). Av. Gestaffelte Brustbilder des Königspaars r., Umschrift GVILIEMVS ET MARIA REX ET REGINA BRITANNIAE, darunter Signatur P.H.M.; Rv. Britannia sitzt l. vor blühendem Baum mit Orangen und Rosen, die verflochtenen Stämme von einer Krone gehalten, hält Waage und Stange mit Freiheitshut, dahinter Füllhorn. Umschrift AUREA FLORIGERIS SUCCRESCUNT POMA ROSETIS (Orangen gedeihen auf blühenden Rosenbäumen). Exergue: SECURITAS BRITANNIAE RESTITUTA (Britanniens Sicherheit wiederhergestellt). 1689.

Vielleicht kann @KAM noch ein paar erhellende Anmerkungen zu dem Stück machen?

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 3. Jan 2011, 22:30 
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Lieber Klaupo!

Auch wenn's "nur" ein Nachguss ist so zeigt die Medaille doch die Kunstfertigkeit der damaligen Zeit.

Danke, ich freu mich schon auf die weiteren Beiträge :D
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BeitragVerfasst: 3. Jan 2011, 23:05 
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Der Nürnberger Verleger Friedrich Kleinert ließ anläßlich der Thronbesteigung Williams III und Mary's eine Medaillenserie auflegen. Das protestantische Europa war damals erleichtert, daß Großbritannien damit im protestantischen Lager verblieb und nicht an die "papistischen" Stuarts fiel. Die Erinnerung an den 30-jährigen Krieg war noch wach. Graveur war der Nürnberger Philipp Heinrich Müller (PHM). Hier zum Original: http://www.antique-silver.com/des/1695.htm
Solche Abgüsse waren bis ins 19. Jahrhundert üblich und wurden kommerziell für Sammler hergestellt. Von den Originalen gabs ja in der Regel nur dreistellige Auflagen. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Irland - Battle of the Boyne 1690
BeitragVerfasst: 4. Jan 2011, 10:21 
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Wirklicher Hofrat

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Schön, daß mittlerweile ein paar Zusatzkommentare gekommen sind! In der Zwischenzeit habe ich festgestellt, daß ich obige Medaille bereits einmal gezeigt habe, allerdings in anderem Kontext und ohne Beschreibung ... Sorry, aber um der chronologischen Abfolge der Stücke willen, die sich diesmal auf William III. beziehen, hat sie m.E. auch hier ihren Platz. Bevor ich nun das nächste Stück vorstelle, möchte ich kurz nachtragen: Mit einer Ausnahme sind alle hier vorgestellten Medaillen von imposanter Größe - der Durchmesser beträgt im Durchschnitt ca. 55 mm.

Diese zweite Medaille führt nach Irland und erinnert an die Schlacht am Boyne am 1. Juli 1690. Hier standen sich Schwiegervater und Schwiegersohn als Kontrahenten gegenüber - zur Illustration der beiden zeige ich zwei kleine Nominale aus dem Zahlungsverkehr.
Dateianhang:
1687-93_2P_J-2_W3-M-n.jpg
1687-93_2P_J-2_W3-M-n.jpg [ 113.68 KiB | 17455-mal betrachtet ]

Am Fluß Boyne wurde James II. Stuart von französischen und irischen Einheiten unterstützt, auf Seiten Williams III. kämpften - zahlenmäßig weit überlegen - neben holländischen Garden französische Hugenotten und Söldner aus den verschiedensten europäischen Ländern. Die Schlacht endete mit dem Sieg Williams und dem folgenden Einzug in Dublin. Die Medaille, die an dieses Ereignis erinnert, könnte ein "Mule" sein (eine Kombination aus zwei verschiedenen Medaillen), denn die Beschreibung des Avers, die ich fand, nennt den siegreichen König zu Pferde. Dieses Stück dagegen zeigt sein Brustbild in antikisierender Rüstung.

Dateianhang:
1690_Dublin-an.jpg
1690_Dublin-an.jpg [ 114.47 KiB | 17455-mal betrachtet ]

Zitat:
Einzug Williams III. in Dublin, (1690, ohne Signatur, - J. Luder? - jüngerer Guß, 19. Jh. Gelbbronze). Av. Büste Williams r., gepanzert in antikem Stil, Umschrift GVILIEMVS III DG MAG BRIT FRAN ET HIB REX. Rv. König steht nach l. neben flammendem Dreifuß, reicht der knienden Hibernia die Freiheitsmütze; im Hintergrund l. fliehen James II und ein französischer Soldat; Umschrift FOCOS SERVAVIT ET ARAS (Herde und Altäre hat er beschützt) ; in ex., EXPULS. GAL. ET RE- BEL. DUBLIN. TRIUMPHANS INTRAVIT (Nach Vertreibung der Franzosen und Rebellen im Triumph in Dublin eingezogen).

Die Bezeichnung „Rebellen“ für diejenigen Iren, die auf Seiten James II. gekämpft hatten, empfanden selbst die irischen Parteigänger Williams als tiefe Kränkung. Im protestantischen Nordirland dagegen wird dieser Sieg am Boyne noch heute gefeiert.

Gruß klaupo

P.S. Die "Freiheitsmütze" hätte ich als solche ohne Hinweis nicht erkannt - sonderlich kleidsam erscheint sie mir nicht.


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BeitragVerfasst: 4. Jan 2011, 16:40 
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Zur ersten Medaille sind noch Daten des Originals nachzutragen: 55 mm, geprägt in Weißmetall, Bronze und auch Silber. Eimer Nr. 313. - Die zweite Medaille stammt wohl von dem Niederländer Jan Lüder, von dem es eine ganze Serie zu William III. gibt. Eimer hat sie nicht. Sie bezieht sich auf den Einzug in Dublin. Die erwähnte Medaille mit der Reiterdarstellung des Königs ist auch von Lüder. (Eimer Nr. 327), das nicht besonders gelungene Porträt des Königs auf der Vorderseite wurde auf beiden Medaillen verwendet. Die Originale hatten 57 mm Durchmesser, jedenfalls die mit der Reiterdarstellung gabs nur in Silber, selten. - Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: 1692 - Seeschlacht vor La Hougue
BeitragVerfasst: 4. Jan 2011, 19:37 
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Wirklicher Hofrat

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Zitat:
... das nicht besonders gelungene Porträt des Königs auf der Vorderseite wurde auf beiden Medaillen verwendet ...

Das Portrait von J. Lüders fällt tatsächlich gegenüber den anderen ab. Vielleicht stelle ich an den Schluß dieses Threads noch ein Stück, das ihm möglicherweise ebenfalls zugeordnet werden kann. Mir ist eine Zuweisung bisher nicht gelungen, da der Guß vergleichsweise schwach ist.

Hier mache ich erstmal in chronologischer Reihenfolge weiter im Jahr 1692. England und die Niederlande befinden sich im Krieg mit Frankreich. Zwei Jahre zuvor (1690) hatte die französische Flotte vor der Südküste Englands bei Beachy Head der vereinigten englischen und niederländischen Flotte eine schwere Niederlage beigebracht, als deren Folge Louis XIV. die Seeherrschaft für sich reklamierte. Bei La Hougue (Normandie) wurde zwei Jahre später im Gegenzug die französische Flotte vernichtend geschlagen.
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1692_La-Hague-an.jpg [ 103.82 KiB | 17437-mal betrachtet ]

Zitat:
Seeschlacht vor La Hougue. (1692, J. Boskam, jüngerer Guß 19. Jh. Gelbbronze). Av. Büste Williams r., gepanzert und drapiert in antikem Stil, Umschrift GVILIEMVS III DG MAG BRIT FRAN ET HIB REX FG. Rv. Frankreichs Hahn flieht vor Einhorn und Löwe, im Hintergrund Seeschlacht; Umschrift IMPERIVM PELAGI NOBIS (Das Reich der See ist unser); Exergue: INCENSA GALL. CLASSE ANG. ET BAT VICTORES. MDCXCII (Die französische Flotte von England und Batavia siegreich in Brand geschossen, 1692.)

Aus dem Jahr 1692 folgt noch eine weitere kleine Medaille, die eher an eine Randnotiz der Geschichte erinnert. Aber jetzt habt ihr erstmal Pause ...

Gruß klaupo


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 Betreff des Beitrags: 1692 - Exekution von Grandval
BeitragVerfasst: 13. Jan 2011, 11:25 
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Wirklicher Hofrat

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Die Medaille, die ich diesmal vorstellen möchte, wäre heutzutage der Tagespresse vermutlich grade mal eine Schlagzeile wert. Bis ins 19. Jh. hinein prägte man jedoch nach mißglückten Attentaten auf gekrönte Häupter Medaillen. Ein solches Attentat auf William III. ist Thema dieses Stücks.

Der Anschlag war von langer Hand mit Wissen des französischen Hofs vorbereitet worden. Die Absicht, die dahinter stand, war die Vorbereitung der Landung von James II. in England. Ausgeführt werden sollte der Anschlag durch den picardischen Rittmeister eines Dragonerregiments, Bartholomäus de Grandval, während einer Truppenbesichtigung Williams bei Steenkerk in der Nähe von Luxemburg. Der Plan wurde jedoch im Vorfeld bekannt, Grandval im Feldlager festgenommen und nach seinem Geständnis vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt: Er wurde gevierteilt und gehängt (in dieser Reihenfolge).
Dateianhang:
1692_Grandval-an.jpg
1692_Grandval-an.jpg [ 109.24 KiB | 17416-mal betrachtet ]

Zitat:
Exekution von Grandval, (1692, unsigniert, jüngerer Guß 19. Jh., Zinn) Av. Belorbeerte Büste Williams III. r., gepanzert und drapiert in antikem Stil, Umschrift WILHELMVS III DG ANG SCO FRANC ET HIB REX; Rv. Zehn Zeilen Schrift mit Datum der Exekution (12. August 1692) zwischen Blattdekor. 34 mm.

Von der Medaille gibt es anscheinend mehrere Versionen. Das Stück, das ich hier vorgestelllt habe, beschränkt sich auf den schriftlichen Bericht des Mordversuchs und der Hinrichtung Grandvals, wie oben beschrieben. Eine weitere Version, von der ich nur die Beschreibung kenne, wurde von J. Boskam gestaltet und zeigt zusätzlich zum Text den Verlauf der Exekution im Bild ... ob zur Erbauung des Publikums oder als abschreckendes Beispiel muß ich offen lassen.

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 13. Jan 2011, 18:30 
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Lieber Klaupo!

klaupo hat geschrieben:
Er wurde gevierteilt und gehängt (in dieser Reihenfolge).

Brrrrr :!:
Aber ganz herzlichen Dank für die Vorstellung :D .

Klosterschüler

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BeitragVerfasst: 13. Jan 2011, 20:41 
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Die Medaille von Boskam ist bei Forrer Bd. VII S. 99 abgebildet. Im Zentrum ein großer Piedestal, darauf sehr klein der liegende gefesselte Delinquent, der Henker mit Schwert. Links und rechts des Piedestals die Stangen mit den aufgehängten Leichenteilen. - Als Modell deines Gusses kommen Medaillen von Jacob van Dieshoecke oder von Christian Wermuth infrage. Die Signatur wurde entweder absichtlich entfernt oder sie verschwand beim Abgießen. Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 13. Jan 2011, 21:05 
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Wohnort: Bitterfeld-Wolfen, OT Holzweißig
Wohl eher gevierteilt und abgehangen...

Danke für die Vorstellung.

Gruß Chippi

_________________
Wurzel hat geschrieben:
@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)

Münz-Goofy hat geschrieben:
Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.


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