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BeitragVerfasst: 14. Jan 2011, 06:24 
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k&k Hoflieferant, Professor

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So ein mit Münzen und Medaillen ergänztes Thema ist noch schöner. Vielen Dank.

Grüße

kc

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Ein Hoch auf die Sesterzen!


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BeitragVerfasst: 12. Aug 2011, 17:47 
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Wirklicher Hofrat

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Die vorläufig letzte Medaille zum Thema William III., die ich hier vorstellen möchte, thematisiert wie die vorige ein Ereignis aus dem Neunjährigen Krieg (1688-1697) zwischen Frankreich und einer Allianz verschiedener europäischer Mächte – die Bombardierung der französischen Hafenstadt Dieppe durch die vereinte englische und niederländische Flotte im Jahr 1694. Das Ergebnis war für die Stadt katastrophal – durch einen Flächenbrand wurde sie bei diesem Angriff nahezu vollständig zerstört.

Die Medaille ist - wie die vorigen Stücke - ein Guß in Gelbbronze aus dem 19. Jahrhundert. Das hier vorgestellte Stück scheint aber ein Guß vom Original zu sein. Die einzige Referenz, die ich zu dieser Medaille fand, beschreibt zwar ein identisches Revers. Das Avers dagegen nimmt Bezug auf den Empfang des Prinzen von Baden durch William III. in London und weist ausdrücklich darauf hin, daß es sich um ein "Mule" handelt, d.h. zwei Seiten von verschiedenen Originalen (in Silber) wurden zusammengefügt. Das Avers für diese Stempelkoppelung wird wie folgt beschrieben:
Zitat:
392. Prince of Baden in London, and Bombardment of Dieppe, 1694. Obv. William 3., receiving Prince of Baden at his palace-gates : in foreground, Silence seated r., near shields of Germany and England, surmounted by cap of Liberty. REC. P. BADENS. LOND.; in ex., IUNXIT LIBERTAS AUXIT SECRETUM. X. IAN. MDCXCIV.

Dateianhang:
1694_Dieppe-an.jpg
1694_Dieppe-an.jpg [ 112.9 KiB | 11615-mal betrachtet ]

Zitat:
Medaille auf die Bombardierung von Dieppe 1694 (Gelbbronze, 50 mm, jüngerer Guß, Mule?). Av. Drapierte Büste Williams III. mit Allongeperücke in Dreiviertelansicht von vorn. WILLELMVS III D. G. REX F. D. P. A, unten Signatur I. BOSKAM F. Rv. Neptun im Muschelwagen von zwei Einhörnern gezogen, im Hintergrund Dieppe, bombardiert von der Flotte. Oben: ET PROXIMVS ARDET VCALEGON ("Schon brennt es beim Nachbarn, Ukalegon ..." Virg. Aen. II. 311). Exergue: DIEPPA AB ANGUS & HOLLANDIS INCENTA. D. XXII. XXIII. IVL. 1694. ("Dieppe von England und Holland in Brand gesetzt am 22.-23. Juli 1694").


Für das "P.A." In der Avers-Legende habe ich keine schlüssige Auflösung gefunden.

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 14. Aug 2011, 21:58 
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k&k Hoflieferant, Professor
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KarlAntonMartini hat geschrieben:
Graveur war der Nürnberger Philipp Heinrich Müller (PHM).

Philipp Heinrich Müller hatte seine Werkstatt in seiner Geburtsstadt Augsburg. Von dort aus hat er auch für den Nürnberger Medaillenverlag Kleinert gearbeitet.
Gruß,
gs

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BeitragVerfasst: 14. Aug 2011, 22:02 
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k&k Hoflieferant, Professor
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Wohnort: München
klaupo hat geschrieben:
Für das P.A. in der Avers Legende habe ich keine schlüssige Auflösung gefunden.

Die Buchstaben stehen für Princeps Auransionensis (Fürst von Oranien).
Gruß,
gs

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BeitragVerfasst: 14. Aug 2011, 22:42 
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@GS: vielen Dank für die kompetenten Berichtigungen! Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 3. Feb 2015, 22:35 
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Wirklicher Hofrat

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Weiter oben hatte ich bereits angedroht, daß es die vorläufig letzte Medaille aus dem Konvolut zu William III. sein würde, die ich vorstellen wollte. Hier kommt nun die letzte … Die Zuweisung war ein harter Brocken wegen der kaum leserlichen Legende, und die Qualität des Gusses läßt erheblich zu wünschen übrig. Außerdem habe ich aufgrund des Legendenfragments HAGAE im völlig falschen Winkel Europas gesucht. @KAM hätte die Zuweisung vermutlich aus dem Ärmel geschüttelt, aber das Vergnügen der Recherche wollte ich mir dann doch nicht nehmen lassen. Hier nun das Ergebnis.

Dateianhang:
1691_Hagae_J-Lüders_n.jpg
1691_Hagae_J-Lüders_n.jpg [ 114.44 KiB | 11130-mal betrachtet ]

Entsetzung der Stadt Coni (Savoyen / Piemont) (55 mm, unsigniert, Jan Lüders).
Av. Belorbeerte Büste Williams III. mit langem Haar, im Schuppenpanzer mit Löwenkopf auf der Schulter. Legende GVILIELMVS . III . D . G . MAG . BRIT . FRAN . ET . HIB . REX
Rv. Vier Kriegerinnen reichen sich die Hände über einem flammenden Altar. Sie halten die Standarten der Vereinigten Provinzen (der Niederlande), Savoyens, des Römisch Deutschen Reichs und des Prinzen Eugen. Im Hintergrund sieht man die Stadt Coni (Cuneo in Italien) mit den abziehenden Franzosen und anrückende Truppen unter dem Banner der Waldenser. Legende SABAUD . VALDENS ETC SERV CONGRES PRINCIPUM HAGAE (Savoyarden, Waldenser etc. bereitgestellt vom Fürstenkongress in Den Haag). Exergue: OPERA GUIL R (Das Werk König Williams) 1691. Van Loon, IV. 71; Medallic illustrations of the history of Great Britain and Ireland to the death of George III. WILLIAM AND MARY. 1691. 27
Die letztgenannte Quelle bezeichnet die Medaille als "very rare".

Hintergrund: Anfang Juni 1691 hatte der französische Marschall Catinat Truppen abgestellt zum Angriff auf die Stadt Coni. Bereits zehn Tage nach Beginn der Belagerung rückte jedoch die Reiterei des Prinzen Eugen von Savoyen an, schlug die Franzosen in die Flucht und erbeutete deren Bagage samt Kanonen. Dieser Erfolg wird auf der Medaille dem Fürstenkongress in Den Haag zugewiesen, auf dessen Bitte der Kaiser eine schlagkräftige Streitmacht unter Führung des Kurfürsten von Bayern zur Unterstützung des Prinzen Eugen in Marsch setzte, die Coni jedoch erst erreichte, als die Belagerung schon aufgehoben war. William hatte lediglich die Finanzierung des Feldzugs unterstützt und ein kleines Kontingent Soldaten bereitgestellt. Für diese Unterstützung und da er als Präsident des Kongresses fungierte, wird der Erfolg hier als sein Werk dargestellt.

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 15. Apr 2021, 13:31 
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klaupo hat geschrieben:
Weiter oben hatte ich bereits angedroht, daß es die vorläufig letzte Medaille aus dem Konvolut zu William III. sein würde, die ich vorstellen wollte. Hier kommt nun die letzte … Die Zuweisung war ein harter Brocken wegen der kaum leserlichen Legende, und die Qualität des Gusses läßt erheblich zu wünschen übrig. Außerdem habe ich aufgrund des Legendenfragments HAGAE im völlig falschen Winkel Europas gesucht. @KAM hätte die Zuweisung vermutlich aus dem Ärmel geschüttelt, aber das Vergnügen der Recherche wollte ich mir dann doch nicht nehmen lassen. Hier nun das Ergebnis.

Dateianhang:
16919_Hagae_J-Lüders_n.jpg

Entsetzung der Stadt Coni (Savoyen / Piemont) (55 mm, unsigniert, Jan Lüders).
Av. Belorbeerte Büste Williams III. mit langem Haar, im Schuppenpanzer mit Löwenkopf auf der Schulter. Legende GVILIELMVS . III . D . G . MAG . BRIT . FRAN . ET . HIB . REX
Rv. Vier Kriegerinnen reichen sich die Hände über einem flammenden Altar. Sie halten die Standarten der Vereinigten Provinzen (der Niederlande), Savoyens, des Römisch Deutschen Reichs und des Prinzen Eugen. Im Hintergrund sieht man die Stadt Coni (Cuneo in Italien) mit den abziehenden Franzosen und anrückende Truppen unter dem Banner der Waldenser. Legende SABAUD . VALDENS ETC SERV CONGRES PRINCIPUM HAGAE (Savoyarden, Waldenser etc. bereitgestellt vom Fürstenkongress in Den Haag). Exergue: OPERA GUIL R (Das Werk König Williams) 1691. Van Loon, IV. 71; Medallic illustrations of the history of Great Britain and Ireland to the death of George III. WILLIAM AND MARY. 1691. 27
Die letztgenannte Quelle bezeichnet die Medaille als "very rare".

Hintergrund: Anfang Juni 1691 hatte der französische Marschall Catinat Truppen abgestellt zum Angriff auf die Stadt Coni. Bereits zehn Tage nach Beginn der Belagerung rückte jedoch die Reiterei des Prinzen Eugen von Savoyen an, schlug die Franzosen in die Flucht und erbeutete deren Bagage samt Kanonen. Dieser Erfolg wird auf der Medaille dem Fürstenkongress in Den Haag zugewiesen, auf dessen Bitte der Kaiser eine schlagkräftige Streitmacht unter Führung des Kurfürsten von Bayern zur Unterstützung des Prinzen Eugen in Marsch setzte, die Coni jedoch erst erreichte, als die Belagerung schon aufgehoben war. William hatte lediglich die Finanzierung des Feldzugs unterstützt und ein kleines Kontingent Soldaten bereitgestellt. Für diese Unterstützung und da er als Präsident des Kongresses fungierte, wird der Erfolg hier als sein Werk dargestellt.

Gruß klaupo

Nun sind ein paar Jahre vergangen und google führt mich zu klaupos Post hier, weil ich etwas zur Biographie von Jan Lüders gesucht habe. Lüders war eine Zeitlang unter Johann Georg III. in Dresden und hat vor 1690 dort Medaillen gestaltet. Dann verließ er Dresden und soll später in London tätig gewesen sein, möglicherweise war Deventer eine Zwischenstation. Jedenfalls gibt es 1690 und 1691 (oder vielleicht etwas später) einige Medaillen zum engl. Bürgerkrieg von ihm und 1695 eine auf den Tod der Queen Mary und auf William III. Über seine Zeit in Deventer und/oder London wüßte ich gern Näheres. Vielleicht weiß jemand passende Literatur? Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 16. Apr 2021, 16:31 
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Wirklicher Hofrat

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Hier kommt ein erstes Ergebnis meiner Suche. Ein paar biographische Daten zu Jan Luder (engl. für Jan Lüders) findest du hier:

https://rkd.nl/en/explore/artists/92077

Aber vermutlich hast du diese Seite bereits selbst gefunden.

Seine Tätigkeit in Deventer wird z.B. durch diese Medaille belegt.

https://www.britishmuseum.org/collectio ... _G3-EM-149

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 16. Apr 2021, 20:30 
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klaupo hat geschrieben:
Hier kommt ein erstes Ergebnis meiner Suche. Ein paar biographische Daten zu Jan Luder (engl. für Jan Lüders) findest du hier:

https://rkd.nl/en/explore/artists/92077

Aber vermutlich hast du diese Seite bereits selbst gefunden.

Seine Tätigkeit in Deventer wird z.B. durch diese Medaille belegt.

https://www.britishmuseum.org/collectio ... _G3-EM-149

Gruß klaupo


Vielen Dank! Die erste Seite hatte ich noch nicht, immerhin ein Geburtsdatum. Es ist wirklich schwer, belastbare Daten zu Lebensläufen der um 1700 aktiven Medailleure und Münzmeister zu bekommen. Die meisten waren überregional aktiv und hatten im Lauf des Lebens mehrere Wirkungsstätten. Die Netzwerke wären aufschlußreich. Die Kunsthistoriker konzentrieren sich meist auf die Frage nach dem Werk, aber die Motivation und Lebensumstände werden vernachlässigt. Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 17. Apr 2021, 18:24 
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Hallo KAM,
du kannst bei Münzmeistern aus dem Gebiet des Reichs auch immer bei https://mmlo.de/ reinschauen. Dort findest du Angaben auf dem aktuellen Stand der Forschung.

Beste Grüße
Andechser


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