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BeitragVerfasst: 19. Feb 2010, 23:01 
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Wirklicher Hofrat

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Ich möchte hier mal den Guß einer Medaille (imposante 50 mm) vorstellen, die ein eigenartiges Motiv aufweist:

Im Avers steht eine ratlose Frau mit dem Finger am Mund hinter einem geöffneten Korb, aus dem sich ein Knabe reckt. Im Hintergrund wirft eine weitere Frau die Arme hoch, eine dritte Person wendet sich ab. Bei dem Knaben im Korb könnte man an Moses denken, aber bei genauerem Hinsehen erkennt man, daß der Körper im Leib eines Drachen endet. Die Bescheibung dieser Szene ist auch in der Randlegende wiedergegeben: INFANTEMQUE VIDENT, APORRECTUMQUE DRACONEM.

Das Revers zeigt einen Rosenstock mit zwei welkenden Blüten, in einigem Abstand davon einen jungen Schößling, darüber die Legende TAMEN NASCATUR OPORTET. Im Exergue das Jahr MDCLXXXVIII.

Da das Raten seit google ja recht einfach geworden ist, kann ich hier direkt anfügen, daß die Szene im Avers die barocke Version einer griechischen Sage ist - die Sage von der Geburt des Ericthonius . Die gesamte Medaille, auch das Revers mit dem Rosenstock, steckt voller unfreundlicher Anspielungen auf die Umstände der Geburt des Knaben, der im Jahr 1688 geboren wurde. Wer war’s?

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 19. Feb 2010, 23:12 
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Hofrat
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Hallo,

keine Ahnung aber ich rate mal:
Friedrich Willhelm I. ?

Grüße
Rene

_________________
wer sein Geld mit Konsum verschwendet, weis die wahren Freuden eines Numismatikers nicht zu schätzen...


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2010, 11:25 
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k&k Hoflieferant, Professor

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pingu hat geschrieben:
Hallo,

keine Ahnung aber ich rate mal:
Friedrich Willhelm I. ?

Grüße
Rene


Auf den würde ich auch tippen!
Er war ja später ein "absoluter" Herrscher - sein Wort war Gesetz!


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2010, 12:57 
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Ich würde eher vermuten, es war einer, der schließlich fern der Heimat starb und in einer prominenten Kirche begraben liegt. Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2010, 13:26 
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k&k Hoflieferant, Professor

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KarlAntonMartini hat geschrieben:
Ich würde eher vermuten, es war einer, der schließlich fern der Heimat starb und in einer prominenten Kirche begraben liegt. Grüße, KarlAntonMartini


Naja, fern nicht - aber prominente Kirche kommt mit Friedrich hin ;)


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2010, 13:41 
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Wirklicher Hofrat
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KarlAntonMartini hat geschrieben:
Ich würde eher vermuten, es war einer, der schließlich fern der Heimat starb und in einer prominenten Kirche begraben liegt. Grüße, KarlAntonMartini

KAM meint sicherlich James Francis Edward Stuart (1688 - 1766), den späteren König James III.

http://de.wikipedia.org/wiki/James_Fran ... ard_Stuart

Die Kindheitsgeschichte könnte passen. Hier wird die Medaille beschrieben:

http://books.google.de/books?id=JyFbAAA ... 88&f=false


Gruß
Dietmar

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Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen. Bringe den heutigen Tag zu Ende, dann kümmere Dich um den nächsten (afrikanisches Sprichwort) Bild


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2010, 18:19 
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Wirklicher Hofrat

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Glückwunsch! Ich hatte keinen Zweifel, daß das Stück umgehend aufgelöst würde - habe selbst aber dafür eine Weile gebraucht. Eine Frage steht noch im Raum: Aus meiner Sicht ist die Medaille eine umfassende Diffamierung des Prätendenten James III. aus dem Hause Stuart. In einflußreichen Kreisen stand die Königin in dem Ruf nicht gebärfähig zu sein und der Prinz damit nicht von königlichem Geblüt, sondern - wie der mythische Erichthonius - nicht von einer Frau geboren. Der welke Rosenstock steht für das Königspaar, und der Abstand des Schößlings zum Stock deutet an, daß seine Herkunft von diesem zweifelhaft ist.

Wer hatte nun ein Interesse daran, die königliche Herkunft von Prinz James in Zweifel zu ziehen? Aus meiner Sicht am ehesten Kreise um den künftigen König William III., der mit Mary, Tochter von James II. aus erster Ehe verheiratet war und in der Folge den Thron gegen seinen Schwiegervater erkämpfte. Ein männlicher Thronfolger, nämlich James III., hätte die Thronansprüche von William III. erheblich gefährdet. So kommt es wohl nicht von ungefähr, daß die Medaille in den Niederlanden geprägt wurde, vermutlich im Auftrag von Parteigängern des Hauses Oranien-Nassau.

Im folgenden Jahr 1689 war dann die Welt wieder in Ordnung - SECURITAS BRITANNIAE RESTITUTA - die Sicherheit wiederhergestellt. So will es jedenfalls die unten abgebildete Medaille - ebenfalls ein Guß aus dem 19. Jahrhundert - vermitteln. Daß dem nicht so war, läßt sich allerdings an etlichen weiteren Medaillen aus diesem Umfeld nachweisen. Vielleicht reiche ich noch die eine oder andere nach.

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2010, 18:33 
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Der "Old Pretender" wurde dann zeitlebens von den Briten verfolgt, man wollte ihn sogar an der Hochzeit hindern. Das klappte nicht, die Tiroler waren zu langsam ;-): http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Clementina_Sobieska


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2010, 19:32 
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Wirklicher Hofrat

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Auf die Flucht der Maria Sobieska gibt es ebenfalls eine schöne Medaille, die ich leider nur als Bild besitze!

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 20. Feb 2010, 19:44 
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Hallo Klaupo!

Tolle Geschichte - DANKE!

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Was du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.


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