Im Jahre 1739 hatte es eine große Mißernte gegeben. Das folgende Frühjahr brachte deshalb eine empfindliche Teuerung in der Stadt, welche die ärmere Bevölkerung hart traf. Der Rat war bemüht, so viel als möglich Abhilfe zu schaffen und verordnete am 18. Mai, daß täglich auf dem Quatermarkt 1000 Brote, jedes zum Vorzugspreis von 8 Stübern, ausgeben werden sollten. Um auftretendem Mißbrauch gegenzusteuern, beschloß man die Ausga-be von kupfernen Zeichen. Diese wurden jede Woche an die Bedürftigen der Stadt verteilt, Dafür erhielten Sie dann ein Brot von 7 Pfund. Im Sommer 1740 gab es wiederum eine Mißernte, sodaß auch 1741 Teuerung herrschte und die Minderbegüter-ten unterstützt werden mußten. Das geschah durch die gleiche Organisation wie im Vorjahr. 1757 und 1762 gab es Brotverteilung unter ähnlichen Verhältnissen und ebenfalls mit Verwendung der Marken als Wertträger für den Unterschied zwischen dem Allgemeinpreis und dem Vorzugspreis. 1762 waren die Brotpfenni-ge einzulösen. Am 9. August wurde die Hilfsaktion geschlossen, weil das Brot unter dem Einfluß der neuen Ernte nur mehr 19 Fettmännchen kostete. Als Vorläufer dieser großzügigen Fürsorge finden wir 1693 eine verbilligte Brotverteilung für Unbemittelte, denen dreimal wöchentlich gegen einen Zettel des Orts-Hauptmanns 1 oder 2 Brote verabfolgt wurden. Dasselbe ge-schah 1698. Im Jahre 1789 mußte wiederum eine Brotverteilung eingerichtet werden, und zwar nach den Normen von 1740 und 1762. Mit den alten Brotpfennigen war viel Unfug getrieben worden, so daß es nicht ratsam schien, diese wieder zu verwenden. Jeder Bedürftige erhielt ein Brot, je zwei Kinder unter 14 Jahren zusammen ebenfalls eins. Die Verteilung begann am 8. Juni und konnte am 27. Juni schon wieder beendet werden. Die nächsten Jahre brachten durch Mißernte und Krieg größere Teuerung, die erhebliche Leistungen seitens der Stadt nötig machte. Dabei wurden die Zeichen von 1789 verwendet. In den Jahren 1789 bis 1894 hat die städti-sche Kornkasse durch die Verbilligung des Brotes so viel Geld aufgewendet, daß sie zahlungsunfähig wurde. Ein großer Teil des Geldes wurde aber nicht für die Bürgerschaft, sondern durch die erzwungene Lieferung von Sol-datenbrot verausgabt. Quelle: Alfred Noss: Die Münzen der Städte Köln und Neuss 1474-1794
Brotpfennig o.J.. Kupfer, 21,2 mm, 2,79 g, Noss 631: Av. Gekrönter zweiköpfiger Adler, in der rechten Klaue ein Schwert, in der linken ein Zepter, auf der Brust eiförmiger Schild aus schlichter Doppellinie mit dem Stadtwappen. Die Krone hat an Stelle des Reifs einen Hermelinaufschlag, wie an den Kurhüten. Die Parierstange des Schwertes endigt beiderseits in Dreiblättern, am Zepter befinden sich oberhalb der Adlerklaue drei Kugeln, dann wächst aus vier abstehenden Blättchen, von welchen das hintere nicht sichtbar, der ge-drechselte sich verjüngende Stab, über dessen Spitze drei Kugeln in Dreipaßform und eine ganz kleine als Abschluß. Die Kronen im Schilde bestehen aus einem dreimal gezackten schmalen Reif mit einem Kreis darunter; die Münzen zwischen 1735 und 1742 haben ebenfalls Kronen mit sichtbarem unteren Rand, der aber dort als Oval gezeichnet ist. Außen Kerbkreis
Rv. Im Feld in zwei Zeilen: BRODT = PENNING Außen Kerbkreis.
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Dateikommentar: Brotpfennig o.J. Noss 631
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_________________ Wenn die Inflation das Geld verzehrt, wird in Telefonmünzen gespart.
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